WALKING WITH CECILIA
Michaela Krimmer, Fritz Ofner | Österreich, Kolumbien 2006 | 55 Min.
Kokain, Guerilleros, Paramilitärs, Bürgerkrieg – wiederkehrende Themen, wenn es um Kolumbien geht, Schauplatz eines seit Jahrzehnten schwelenden Bürgerkriegs. Sie gehören auch untrennbar zur Geschichte Cecilias, einer Indio-Grau um die 40 aus dem Volk der Arhuacos. Vor 3 Jahren wurde ihre Kollaboration mit den „Paras“ vorgeworfen, sie musste fliehen, hinaus aus dem Dschungel, dem Gebiet der Guerilleros, und hinein in die Stadt, samt Kindern und Großmutter. Auch ihrem Mann kehrte sie dabei den Rücken. Inzwischen ist sie Geschäftsfrau. Ein Ghettoblaster, ein Mobiltelefon, eigene vier Wände mit Wasser und TV – Zeichen eines bescheidenen Wohlstandes. Zu all dem auch noch eine Freundin der Guerilleros in Untermiete als lebendiger Garant für eine gewisse Sicherheit. Heute will Cecilia zurück in die Berge, dorthin, wo sie aufwuchs. Sie fragt den Schamanen um Rat. Sie wartet auf einen Anruf des „Commandante“, dem Geliebten ihrer Untermieterin, hofft auf seine Erlaubnis, die Sierra Nevada wieder betreten zu dürfen. Ein Alltag im Alltag Kolumbiens.
Wenige Stunden später: Der Dschungel, Trampelpfade, Wasserfälle, die Sierra Nevada, unberührte Natur. Ohne der Genehmigung des Commandante wären Cecilia, ihre Kinder, die Oma, der Esel und auch das Filmteam nicht mehr hier. Sie wären gar nicht mehr. Die Rückkehr ins Dorf, der Blick über die Berge Kolumbiens, dem verstecktem Lager der Guerilleros, das Betreten des eigenen Hauses, das Öffnen der vernagelten Fenster, das Auskehren des Mists. Cecilia plant den Wiederaufbau ihrer Farm. Auf dem Dorfplatz predigt ein evangelischer Pastor schreiend die Ankunft des Teufels und buhlt um Anhänger unter den Indios. Ein aussichtsloses Buhlen. Der Teufel der Moderne hat Kolumbien längst erreicht, sich eingenistet in traditionelle Strukturen und individuelle Lebensläufe der indigenen Bevölkerung. Cecilia wird weiterhin den Mist auskehren.
Ihr gemeinsames Film-Debüt „Walking with Cecilia“ ist das Porträt eines selbstbewussten eigenständigen Frauenlebens zwischen den Fronten kriegerischer Parteien und rivalisierenden Religionen. Cecilia sucht ihren Weg im gefährlichen Niemandsland der Selbstbestimmtheit, zwischen den Kriegen der anderen, den Trampelpfaden der Männer Kolumbiens.