PATRASCHE, A DOG OF FLANDERS
Didier Volckaert, An van Dienderen | Belgien, Japan 2008 | 85 Min. | OmeU
Jeden Tag besuchen japanische TouristInnen die Liebfrauenkathedrale in Antwerpen, Flandern. Vor Rubens „Kreuzabnahme“ beginnen sie zu weinen. Niemand in Flandern weiß, dass sie von einem kleinen Buch aus dem Jahr 1872 der Britin Louise de la Ramée so bewegt sind. Heute wird dieses Buch, A Dog of Flanders, in japanischen Schulen gelehrt, es ist ein vergessener Klassiker in Großbritannien und den USA, und hat viele Hollywoodfilme inspiriert, ebenso wie eine japanische animierte Serie aus dem Jahr 1975, die die japanische Kultur stark beeinflusste (über 30 Millionen JapanerInnen sahen die letzten Episoden). Im Gegensatz dazu wurde der Roman erst 1987 ins Niederländische übersetzt. Ungeachtet dessen und abgesehen von kleineren touristischen Unternehmungen sind die BewohnerInnen von Flandern kaum an A Dog of Flanders interessiert.
Durch die Geschichte von A Dog of Flanders und ihre vielen Bilder flirtet der Film kontinuierlich mit imaginären, fiktionalisierten und vergnüglichen Versionen von Flandern. Daraus ist ersichtlich, dass diese Dokumentation nicht für flämische ZuschauerInnen bestimmt ist. Patrasche, A Dog of Flanders – Made in Japan ist das Labor eines Bildes. Es ist zugleich ein Prisma, durch das die ZuschauerInnen erfahren können, wie fließend Realität ist, und wie ein kleines Buch eine gesamte Kultur stigmatisieren (oder kreieren?) kann.