ENTANGLED RESTITUTIONS: ZUR ROLLE DES ZEITGENÖSSISCHEN DOKUMENTARFILMS
Arnd Schneider
Institut für Sozialanthropologie, Universität Oslo
12.05. | 18:30 Uhr
Votiv Kino, Gr. Saal | TICKETS (Freier Eintritt)
Inspiriert von der jüngsten Debatte über die Rückgabe von Museumsobjekten, insbesondere von solchen aus westlichen ethnografischen Sammlungen, beschäftigt sich der diesjährige Eröffnungsvortrag mit der Frage „Can Film Restitute?“. Aufbauend auf historischen Filmen, die sich kritisch mit dem Status nicht-westlicher Kunstobjekte in westlichen Kolonialmuseen auseinandersetzen (z.B. Alain Resnais und Chris Markers Les statues meurent aussi / Statues also die, Frankreich, 1953, 30 Min.), wird eine Reihe neuerer Filmwerke besprochen, die den aktuellen Status von Kunstobjekten problematisieren, einschließlich der Forderung nach ihrer Rückgabe und deren Dokumentation.
Der Fokus des Vortrags liegt zunächst auf Bewegtbildwerken von Künstler*innen und Filmemacher*innen, die mit experimentellen Formaten wie Animation, Split Screen, Installationen, Mehrkanal-Video und Performance arbeiten. Zu den Werken, die in dieser Keynote besprochen werden, gehören How to Steal a Canoe von Amanda Strong, Kanada, 2016, 4 Min., The Return of the Axum Obelisk von Theo Eshetu, Äthiopien/Großbritannien, 2009, 27 Min., Legacy of Silence von Janine Prins, Niederlande, 2017, 8 Min., Restolen von Leone Contini, Italien, 2017, 14 Min., und Cook’s New Clothes: Erste Prozession für Tupaia von Khadija von Zinnenburg Carroll, Großbritannien, 2018, 12 Min.
Im weiteren Verlauf geht Schneider ein auf Restitution im übertragenen Sinne, wie im Falle eines schwedisch-argentinischen Archäologen aus dem frühen 20. Jahrhundert in The Noise of Time von Ruben Guzman und diskutiert abschließend einige experimentelle Werke, in denen die „Rückkehr“ einer geisterhaft spirituellen Fiktion gleicht, oder die Vorahnung einer zukünftigen Rückgabe ermöglicht, selbst wenn die rechtlichen Grundlagen noch nicht gegeben sind (z.B. We are unarmed, Cyrill Lachauer, Deutschland/USA, 2020, 2 Min.).
Eröffnungsvortrag in englischer Sprache.
Der Vortrag wird als live stream auf FACEBOOK übertragen.
Biographie
ARND SCHNEIDER ist derzeit Professor für Sozialanthropologie an der Universität Oslo. Zuvor war er Reader in Anthropologie an der University of East London und Senior Research Fellow an der Universität Hamburg. Er schreibt über zeitgenössische Kunst und Anthropologie, Migration und Film. Er war einer der Mitorganisatoren der internationalen Konferenz „Fieldworks: Dialogues between Art and Anthropology” (Tate Modern, 2003).
Zu seinen zahlreichen Publikationen gehören: Expanded Visions: A New Anthropology of the Moving Image. Routledge 2021; Appropriation as Practice: Art and Identity in Argentina. Palgrave 2006; (Editor); Alternative Art and Anthropology: Global Encounters. Bloomsbury 2017; als Mitherausgeber mit Caterina Pasqualino: Experimental film and Anthropology.Bloomsbury, 2014; und mit Chris Wright: Contemporary Art and Anthropology. Berg 2006;Between Art and Anthropology. Berg 2010 und Anthropology and Art Practice. Bloomsbury 2013.
Zwischen 2016 und 2019 war Arnd Schneider der Principal Investigator (PI) in TRACES (Transmitting Contentious Cultural Heritages with the Arts: From Intervention to Co-production) im Rahmen des Horizon 2020-Programms der Europäischen Union. Sein, aus dieser Forschung hervorgegangenes, Buch ist Art, Anthropology and Contested Heritage, Bloomsbury 2019.