WETTBEWERBE 2024
IDA – International Documentary Award
Kuration: Marie-Christine Hartig, Martin Lintner, Marieluise Röttger
Jury:
Karina Griffith (Film-Programmer, Künstlerin)
Lydia Nsiah (Filmemacherin, Künstlerin, Kuratorin)
Gerald Weber (Verleiher, Kurator)
Preisgeld: € 1.000.-
Preis gestiftet von: Central European University (CEU)
GEWINNERFILM 2024
MON PIRE ENNEMI von Mehran Tamadon
Jurystatement: Wir zeichnen einen Film aus, der uns im ersten Moment sprachlos entließ. Der Regisseur setzt sich und seine Protagonist:innen einem Experiment aus, dessen Ausgang ungewiss ist. In einer inszenierten Verhörsituation werden Geschlechterzuschreibungen hinterfragt und erlittene Traumata schmerzhaft wieder an die Oberfläche geholt. Vielmehr ist der Filmmacher in diesem selbstauferlegten Setting gefordert, die Werkzeuge und Motivationen dokumentarischen Filmschaffens offenzulegen und damit auch in Frage zu stellen. Der Film schafft derart eine grundsätzliche Auseinandersetzung, Reflexion und ethische Kritik zu der Frage, was dokumentarisches Kino leisten kann. Der Ort der Befragung geht über den Verhörraum hinaus und schließt den Außenraum und damit auch die Filmfestivals ein, die den Film eingeladen haben. Auf dieser Weise verwickelt der Regisseur nicht nur seine Akteur:innen, sondern darüber hinaus die Zuschauer:innen genauso wie das ökonomische System von Filmfestivals und uns Juries in eine Komplizenschaft. Und wir sind in die Falle gegangen und vergeben daher den diesjährigen IDA-Preis an: Mon Pire Ennemi (My worst enemy) by Mehran Tamadon.
Nominierte Filme
EVA – Excellence in Visual Anthropology Award
Kuration: Katja Seidel, Sophie Wagner
Jury:
Nadja Haumberger (Kuratorin)
Kristian Petersen (Visueller Anthropologe, Film-Programmer)
Enar de Dios Rodriguez (Künstlerin, Filmemacherin)
Preisgeld: € 1.000.-
Preis gestiftet von: Institut für Kultur- und Sozialanthropologie
GEWINNERFILM 2024
ADIEU SAUVAGE von Sergio Guataquira Sarmiento
Jurystatement: Bei unserer Wahl waren wir besonders von den wunderschön gestalteten Bildern berührt, die den Prozess des Filmemachers begleiten. Der Film zeigt eine unglaubliche Offenheit für Situationen und Begegnungen mit Humor und Spontanität, während er über Austausch, die Universalität menschlicher Beziehungen und Vertrauen reflektiert. Darüber hinaus stechen die Selbstreflexion und Positionierung des Films hervor. Für uns als Jury fängt der Gewinnerfilm auf einfühlsame und überzeugende Weise ein, was aktuelle Anthropologie idealerweise anstrebt zu sein. Wir freuen uns, diesen Preis an den poetischen Film Adieu Sauvage von Sergio Guataquira Sarmiento vergeben zu können und sind gespannt auf sein weiteres künstlerisches Schaffen.
Nominierte Filme
ADA – Austrian Documentary Award
Kuration: Marie-Christine Hartig, Martin Lintner
Jury:
Catrin Seefranz (Kulturwissenschaftlerin)
Frederike Sperling (Kuratorin)
Georg Vogt (Kurator, Filmwissenschaftler)
Preisgeld: € 1.000.-
Preis gestiftet von: Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden
GEWINNERFILM 2024
ANQA von Helin Çelik
Jurystatement: Wir haben uns letztendlich mit größter Übereinstimmung dafür entschieden, den Austrian Documentary Award an den Film „Anqa“ (2023) von Helin Çelik zu verleihen. „Anqa“ ist ein eindringlicher Beitrag zum Genre des Dokumentarfilms als Kunstform, in dem mit allen Mitteln klug und gekonnt eine Idee der Multiperspektivität entwickelt wird. Die Cinematographie etabliert auf vielen Ebenen einen Raum, in dem Trauma eine Repräsentation findet, ohne dabei dem Voyeurismus oder der Ausbeutung zu verfallen. Die Fragmentierung als zentraler Mechanismus des Traumas wird zum bestimmenden Prinzip der filmischen Arbeit. Wir sehen scheinbar banale Routinen des Alltags, die Ordnung und Beruhigung, mithin Nähe und Zärtlichkeit bergen, die aber jederzeit ins Abgründige und Gewaltsame kippen können. Die Potentialität der Katastrophe (die in dem Entflammen des Gasherdes oder dem Rotieren des Ventilators lodert) ist in Verbindung mit den Partikeln der Traumata, von denen wir erfahren, omnipräsent. Von einem Safer Space kann aus unserer Sicht nicht die Rede sein, aber von einem kinematographischen Raum, der bestimmte Formen der Begegnung ermöglicht. Die Agency liegt ganz klar bei den Protagonistinnen, die nicht auf ihre Opferrolle reduziert werden und selbst mitunter komplexe, ambivalente Handlungen zu verantworten haben. Und so rückt dann auch die abschließende Sequenz des Films das diesjährige Thema des Festivals, „Re-rendering Perspectives“, entsprechend ins Licht: „I’m not the remains, I exist“, stellt eine der Frauen klar.
Nominierte Filme
ISA – International Shorts Award
Kuration: Rocío Burchard, Lisa Heuschober
PUBLIKUMSPREIS
Das Publikum stimmt bei den Vorführungen des Kurzfilmprogramme ISA I & ISA II über den Gewinnerfilm ab. Der Siegerfilm wird bei der Award Ceremony am 22. Mai wiederholt.
Preisgeld: € 500.-
Preis gestiftet von: Verwertungsgesellschaft für audio-visuelle Medien
GEWINNERFILM 2024
BUDAPEST SILO von Zsófia Paczolay und Nora Ananyan
Nominierte Filme
ESSA – Ethnocineca Student Shorts Award
Kuration: Nóra Soponyai, Simone Traunmüller
PUBLIKUMSPREIS
Das Publikum stimmt bei der Vorführung des Kurzfilmprogramms ESSA über den Gewinnerfilm ab. Der Siegerfilm wird bei der Award Ceremony am 22. Mai wiederholt.
Preisgeld: € 500.-
Preis gestiftet von: Basisgruppe Theater-, Film- und Medienwissenschaft
GEWINNERFILM 2024
ENTRE LES AUTRES von Marie Alice Falys