FOKUSPROGRAMME 2022

IM FOKUS: ENTANGLED REALITIES

Nichts existiert unabhängig voneinander. Alles ist verbunden. Globale Verstrickungen und Wirkungszusammenhänge sowie deren direkte Auswirkungen auf unseren persönlichen Alltag werden uns täglich vor Augen geführt: In der sich zuspitzenden Klimakatastrophe, in kriegerischen Auseinandersetzungen und deren weltweiten Auswirkungen, in ökonomischen wie humanitären Krisen und Konflikten und nicht zuletzt in der Corona-Pandemie, die auch globale Abhängigkeiten und Verkettungen sichtbar gemacht hat. Auch die Schatten der Vergangenheit wirken auf eine sich neu denkende Gegenwart ein und beeinflussen Strukturen, Handlungen und Lebensweisen, mittels derer wir die heutige Welt zu verstehen versuchen.

In vier Fokusprogrammen beleuchten wir den diesjährigen Programmschwerpunkt ENTANGLED REALITIES und widmen uns den filmischen, örtlichen, zeitlichen und vor allem zwischenmenschlichen Dimensionen von Lebenslinien und deren Verflechtungen in einer komplexen Welt.


CONNECT | FORMING RELATIONS

Das Fokusprogramm CONNECT – FORMING RELATIONS beschäftigt sich mit den Beziehungen, die zwischen Filmemacher*innen und ihren Protagonist*innen entstehen, in der Balance zwischen Nähe und Distanz. Eine Geschwisterbeziehung in Soy Libre, eine ungleiche Männerfreundschaft in Looking for Horses und die Annäherungen zwischen einer Künstlerin und einem obdachlosen New Yorker in Uncomfortably Comfortable: In all diesen Filmen wird der Akt des Filmschaffens an sich durch die Filmemacher*innen dazu genutzt, Verbindungen zwischen Menschen zu schaffen oder diese Bande zu vertiefen. Mit der Komplexität emotionaler Widersprüche in Beziehungen setzen sich auch die beiden Regisseure von Bucolic und Letters2Maybe auseinander. Bucolic bringt dabei die inneren Dynamiken einer untypischen Mutter-Tochter-Beziehung ans Licht und Letters2Maybe nutzt filmische Ausdrucksformen, um die Erfahrungen von Migrant*innen in Houston kollaborativ zu erarbeiten.

Filme

BUCOLIC – BUKOLIKA

BUCOLIC – BUKOLIKA

Karol Pałka | Polen 2021 | 70 Min. | OmeU
LETTERS2MAYBE

LETTERS2MAYBE

Yehuda Sharim | USA, Kanada 2021 | 92 Min. | OmeU
LOOKING FOR HORSES

LOOKING FOR HORSES

Stefan Pavlović | Frankreich, Niederlande, Bosnien und Herzegowina 2021 | 88 Min. | OmeU
SOY LIBRE

SOY LIBRE

Laure Portier | Frankreich, Belgien 2021 | 78 Min. | OmeU
UNCOMFORTABLY COMFORTABLE

UNCOMFORTABLY COMFORTABLE

Maria Petschnig | Österreich, USA 2021 | 70 Min. | OmeU

DISCONNECT | SPACES OF EXCLUSION

DISCONNECT – SPACES OF EXCLUSION widmet sich Werken von Filmemacher*innen, die bewusst Räume der Ausgrenzung erkunden, um von den Schicksalen und Geschichten der Menschen in diesen zu erzählen und uns diese näher zu bringen. In Memoriam und Ushiku geben Einblick in zwei Absonderungseinrichtungen von Geflüchteten – einmal in Moria, dem ehemals größten Flüchtlingslager auf europäischem Boden, einmal in einem sogenannten „Anhaltezentrum“ in Japan. Der soziale Zwischenraum Grenze wird in So foul a Sky anhand der Menschen, die sich zwischen Venezuela und Brasilien in und durch sie bewegen, erkundet. Little Palestine – Diary of a Siege ist ein aufrüttelndes Zeitzeugnis darüber, welche dramatischen Folgen die fortdauernde Belagerung und Abschottung eines Stadtteils in Damaskus während des Syrienkriegs mit sich brachte. Wie Architektur soziale Ausgrenzung und strukturelle Diskriminierung mitdenkt, erfahren wir im Film Room without a View, der von den Schicksalen afrikanischer und asiatischer Frauen erzählt, die im Libanon als Haushaltskräfte vermittelt werden und deren Quartiere in fensterlosen Zwischengeschoßen bereits bei der Wohnbauplanung miteingeplant werden. 

Filme

IN MEMORIAM

IN MEMORIAM

Martin Lintner, Elisabeth Pointner | Österreich 2021 | 64 Min. | OmeU
LITTLE PALESTINE, DIARY OF A SIEGE

LITTLE PALESTINE, DIARY OF A SIEGE

Abdallah Al-Khatib | Libanon, Frankreich, Katar 2021 | 89 Min. | OmeU
ROOM WITHOUT A VIEW

ROOM WITHOUT A VIEW

Roser Corella | Deutschland, Österreich 2021 | 73 Min. | OmeU
SO FOUL A SKY

SO FOUL A SKY

Álvaro F. Pulpeiro | Kolumbien, Spanien, Großbritannien 2021 | 83 Min. | OmeU
USHIKU

USHIKU

Thomas Ash | Japan 2021 | 87 Min. | OmeU

RECONNECT | CROSSED TEMPORALITIES

RECONNECT – CROSSED TEMPORALITIES erkundet, wie Filme Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart herstellen und audiovisuelle Mittel nutzen, um neu gedachte Verschränkungen herzustellen. I don’t remember that I dreamed verkreuzt die Geschichte um eine angebliche Entführung durch Außerirdische zur Zeit der chinesischen Kulturrevolution mit dem Wunsch nach Freiheit einer jungen Chinesin und hinterfragt so, welchen politischen Kräften unsere persönliche Freiheit unterliegt. Der Nostalgie von alten Hollywoodfilmen nacheifernd, leistet ein Hotelbesitzer in A Pile of Ghosts Widerstand gegen den Abriss, um nicht Platz für eine weitere chinesische Retortenstadt zu machen. Essayistisch verwoben beleuchtet A Custom of the Sea die historische Entwicklung des Mittelmeeres als kulturellen Begegnungsraum. Under the white Mask greift als filmischer Remix einen Film von 1958 auf und deutet diesen neu, um die bis heute bestehenden Nachwirkungen des europäisch-kolonialen Selbstbilds zu hinterfragen. Ganz anderen Dimensionen von Zeit widmet sich der Film Slow Return, der die langfristigen Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Natur anhand touristischer Entwicklungen rund um die Gletscherschmelze am Ursprung der Rhone aufzeigt.     

Filme

A CUSTOM OF THE SEA

A CUSTOM OF THE SEA

Fabrizio Polpettini | Frankreich 2021 | 52 Min. | OmeU
A PILE OF GHOSTS

A PILE OF GHOSTS

Ella Raidel | Österreich, Singapur 2021 | 70 Min. | OmeU
I DON'T REMEMBER THAT I DREAMED

I DON’T REMEMBER THAT I DREAMED

Miaochun Zhang | China 2021 | 110 Min. | OmeU
SLOW RETURN

SLOW RETURN

Philip Cartelli | USA, Frankreich 2021 | 80 Min. | OmeU
UNDER THE WHITE MASK

UNDER THE WHITE MASK

Matthias De Groof | Belgien 2020 | 9 Min. | OmeU

INTERCONNECT | SHARED LIFE STORIES

INTERCONNECT – SHARED LIFESTORIES stellt Filme vor, deren Regisseur*innen aus einem persönlichen Zugang heraus über die Verflechtungen von Einzelschicksalen im Kontext historischer Entwicklungen erzählen. Die Filmemacherin von Eskape begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit, um ihrer Mutter, die 1981 nach dem Sturz der Roten Khmer aus Kambodscha fliehen musste, näher zu kommen. In der Aufarbeitung der Familiengeschichte der Regisseurin erzählt Radiograph of a Family von der Zerrissenheit des Irans zwischen Tradition und Moderne, während sich der Filmemacher von When a farm goes aflame einfühlsam durch die Konflikte der afrikanisch-europäischen Ehe seiner Eltern arbeitet. A Night of knowing Nothing wiederum führt uns durch anonyme Briefe einer Filmstudentin durch eine Liebesbeziehung, die in bewegten Zeiten der Student*innenproteste das starre Kastenwesen in Indien zu überwinden sucht. Und Stories from the Sea verwebt filmisch die Geschichten dreier Frauen, die sich im Mittelmeer auf eine Sinnsuche und Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit begeben.

Filme

A NIGHT OF KNOWING NOTHING

A NIGHT OF KNOWING NOTHING

Payal Kapadia | Indien, Frankreich 2021 | 96 Min. | OmeU
ESKAPE

ESKAPE

Neary Adeline Hay | Frankreich 2021 | 70 Min. | OmeU
RADIOGRAPH OF A FAMILY

RADIOGRAPH OF A FAMILY

Firouzeh Khosrovani | Norwegen, Iran, Schweiz 2020 | 81 Min. | OmeU
STORIES FROM THE SEA

STORIES FROM THE SEA

Jola Wieczorek | Österreich 2021 | 86 Min. | OmeU
WHEN A FARM GOES AFLAME

WHEN A FARM GOES AFLAME

Jide Tom Akinleminu | Deutschland 2021 | 112 Min. | OmeU