Filmklub 2014

FILMKLUB 2014 im Weltmuseum Wien

Seit April 2013 präsentiert die ethnocineca gemeinsam mit dem Weltmuseum Wien jeden Monat aktuelle ethnographische und Dokumentarfilme aus dem Archiv der ethnocineca. Damit wird erneut ein Forum geschaffen, um ethnographischen Film in Wien einfacher zugänglich zu machen. Wie beim Filmfest selbst gilt auch für den Filmklub: Eintritt gegen freie Spende. 

PROGRAMM

30.01.2014

DEALING WITH EXORCISM
Atêf Sitanala | Indonesien 2010 | 45 Min. | OmeU

Dieser Film gewährt einen seltenen Einblick in das Alltagsleben einer Gemeinschaft auf der Insel Ambon (Molukken, Indonesien). Pastorin Ina und ihr Mann Pastor Eddy, stehen einer Kirchengemeinsachftvon Pfingstanhängern im Dorf Suli vor. Fast täglich sind sie mit Fällen von Besessenheit konfrontiert. Diese sind ein häufig bekanntes Phänomen in Indonesien und werden „Kesurupan“ oder „Kemasukan“ genannt. Yanti ist eine Person, der das Pastorenpaar versucht zu helfen, da sie angibt von bösen Ahnengeistern besessen zu sein. Diese Vorstellungen unterschiedlicher Exorzismen sind im traditionellen Gewohnheitsrecht Adat eingebettet, welche mit einer ungesehenen Welt von Ahnen verbunden sind. Der Film setzt seine Schwerpunkte auf die Ansichten der Anhänger der Pfingstgemeinschaft auf diese Probleme und darauf, wie sie damit umgehen, da sie ihr alltägliches Leben beeinflussen.

SONGS OF MEMORY, SONGS OF LOSS
Erminia Colucci | Großbritannien 2012 | 13 Min. | OmeU

In einem Dorf in Puglia im Süden Italiens ist „Songs of Memory, Songs of Loss“ eine persönliche Ethnographie, die die Suche einer jungen Frau dokumentiert. Sie versucht seit ihrer Kindheit ihren Großvater durch die Lieder, die er als Gefangener während des Zweiten Weltkriegs gesungen hat, zu verstehen. Nun an Demenz leidend repräsentieren diese Lieder das einzige Fenster in die sonst verschwommenen Gedanken des Großvaters.  


20.02.2014

SCHILDKRÖTENWUT
Pary El-Qalqili | Deutschland 2012 | 70 Min. | OmeU

Schildkrötenwut erzählt die Geschichte eines Mannes mit vielen Rätseln, dessen Leben geprägt ist von Flucht und Vertreibung, dem Leben im Exil und der gescheiterten Rückkehr nach Palästina. Eine Biographie, die vom israelisch-palästinensischen Konflikt zerrissen ist. Und die Suche einer Tochter nach Antworten – Antworten, die er oft nicht geben kann. Eine Reise von Vater und Tochter durch Ägypten, Palästina und Jordanien. Streit am Flughafen. Singen mit den Taxifahrern. Einsame Nächte in Hotels. Verhandlungen an verlassenen Tankstellen. Bier trinken in der Naqab-Wüste. Eine Geschichte mit vielen Zwischentönen, die ein Denken in Opfer und Täter, Gut und Böse, Schwarz und Weiß unmöglich macht.


20.03.2014

PINK SARIS 
Kim Longinotto | Indien 2010 | 96 Min. | OmeU 

„Ich bin der Messias der Frauen! Ich bin mächtiger als die Polizei!“ – Sampat Pal.Dürfen wir vorstellen: Die Gulabi Gang, eine Gruppe von Frauen in pinken Saris, die gegen Indiens patriarchales Kastensystem ankämpfen. Angeführt werden sie von Sampat Pal, einer einstigen Kinderbraut die es sich zur Aufgabe gemacht hat der Unterjochung und dem institutionalisierten Schlagen von Frauen Einhalt zu gebieten. Als umstrittene Persönlichkeit die sie ist, weiß sie ihre Berühmtheit durch schamlose Eigenwerbung durchaus auszunutzen – unter anderem um ihrer Rolle als Retterin der Missbrauchten gerecht zu werden. Die britische Filmemacherin Kim Longinotto (Rough Aunties, MIFF 2008) lehnt es jedoch gleichermaßen ab Pal für ihre guten Taten zu heroisieren, wie sie für ihre Fehler zu verurteilen, was einem objektiven und komplexen Portrait der Aktivistin zu Gute kommt. Weltweit gefeiert für ihre kritischen Werke, in denen meist soziale Ungerechtigkeiten und herausragende Charaktere aufeinanderprallen, zeigt Longinotto auch hier oft verleugnete und unterrepräsentierte Seiten einer Gesellschaft auf.


10.04.2014

GRENZLAND – TERRA DI CONFINE
Ronny Trocker | Italien 2012 | 56 Min. | OmeU

„Ich bin aufgewachsen im Schosse einer deutschsprachigen Minderheit im Norden Italiens.Teil einer Minderheit zu sein, hieß vor allem, anders sein zu müssen als die Anderen. Sich abzugrenzen schien überlebenswichtig. Aus diesem Blickwinkel wurde uns die Geschichte des Landes immer wieder erzählt. Ein fast obsessiver Blick auf die eigene Vergangenheit, der anderen Perspektiven nur wenig Platz ließ…” Der Film zeigt eine Reise durch Südtirol und einen persönlichen Blick des Filmemachers auf eine Region, auf der Suche nach wenig erzählten Geschichten, ohne dabei Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.


13.06.2014

MOTHERLESS
Ward Collin | Indien, Belgien 2013 | 41 Min. | OmeU

Im weiten Flachland im Südosten Indiens liegt ein Dorf mit besonderer Verbindung zu Belgien: Sevapur. 1968 hatte die Belgierin Lea Provo den Traum ein Dorf für die Ärmsten und Kastenlosen zu bauen. Sie verkaufte ihren gesamten Besitz und zog nach Indien um eine Gemeinschaft zu starten, die auf Gleichheit und Selbstversorgung basiert. 15 Jahre nach „Mutter“ Leas Tod erzählt „Motherless“ die Geschichte von vier Menschen, die noch immer in Sevapur arbeiten und leben. Durch ihre Zeugnisse und Erinnerungen rekreiert der Film die Geschichte der unbekannten „Mutter“ Lea, die einen fast gottgleichen Status im Dorf erworben hat. Gezwungener Maßen auf eigenen Beinen stehend, müssen sich die Menschen in Sevapur mit der harten Realität einer sich verändernden Welt auseinandersetzen. Was bleibt von Leas Traum?

BOTTLE MASALA IN MOILE
Vaidehi Chitre | Indien 2012 | 38 Min. | OmeU

Als Nachkommen indigener Bevölkerungen Mumbais, steht die ostindische Gemeinschaft vor der Tatsache ihr Land rapide an Akteure im staatlichen sowie privatwirtschaftlichen Sektor zu verlieren, die dieses als rentalbe Grundstücke sieht. Für die Gemeinschaft als ganzes, besonders in städtischen Gegenden bedeutete das den Verlust einer wertvollen Verbindung zu jenem Boden, an dem auch Kultur und Geschichte gebunden sind. Aber für viele, besonders jene in ländlichen Gegenden wie Dharavi Island, bedeutete es vielmehr auch die Bedrohung ihrer Existenz.


17.07.2014

MALLAMALL
Lalita Krishna | Indien, Kanada 2012 | 74 Min. | OmeU

Auf Hindi bedeutet Mallamall buchstäblich „reichhaltige Produkte“. Nirgends sonst auf der Welt werden die Märkte so lebhaft wahrgenommen – mit ihren schmuckverzierten, farbenprächtigen Saris, aromatischen Gewürzen und dazu passenden Persönlichkeiten. Aber in Städten wie Bangalore stehen Straßenverkäufer und Besitzer kleiner Geschäfte erfindungsreichen Entwicklern von Megastores gegenüber. Die Geschäfte kleiner Händlerfamilien haben über Generationen in urbanen Zentren überlebt und sind aufgeblüht. Ausländische Firmen wie die kanadische Perennial Design sind nun aber bemüht an Indiens $ 650 Billionen Handelsindustrie teilzuhaben, wie der kanadische Marketingguru Chris Lund bestätigt: „Auf Indien wollen wir unsere Energie konzentrieren.“Indien durchläuft eine Revolution im Einzelhandel durch eine aufstrebende Mittelklasse, die mehr westliche Produkte und Services fordert. Moderne Einkaufszentren, Malls, drängen in den traditionellen Marktplatz und treiben Indiens ökonomische Infrastruktur an ihre Grenzen. Im Zuge dessen sind tausende Bazarbesitzer und kleine Bauern in ihrer Existenz bedroht.In ihrem rezentesten Dokumentarfilm portraitiert die preisgekrönte Produzentin und Filmemacherin Lalita Krishna die Herausforderungen der indischen Mittelklasse und des florierenden Einzelhandels und wirft einen Blick auf Globalismus durch die Linse einer Nation, die versucht lokale Konsumentenwünsche und ausländische Interessen zu balancieren.


21.08.2014

NGABEN – EMOTION AND RESTRAINT IN A BALINESE HEART
Robert Lemelson | Indonesien, USA 2012 | 16 Min. | OmeU

Im Zentrum der Arbeit des Anthropologen und Dokumentarfilmemachers Robert Lemelson steht das sensible Zusammenspiel zwischen Kultur, Psychologie und persönlicher Erfahrung in Indonesien. In „Ngaben“ wendet er sich der gleichnamige balinesischen Verbrennungszeremonie zu, die der westlichen Welt in zweierlei Hinsicht bekannt ist: einerseits als Touristenattraktion, die durch die Dramatik, den Glanz und Komplexität der Performance Touristen ins Staunen versetzt. Andererseits als Zündstoff andauernder Debatten unter AnthropologInnen über Emotion und Identität auf Bali – also darüber, wie Balinesen Trauer ausdrücken und erfahren. Gemäß balinesischer Tradition ist die Zeremonie einer der wichtigsten Abschnitte im spirituellen Leben eines Gläubigen Hindu und obliegt der Verantwortung der Familienmitglieder. Durch die Verbrennung kehrt der Körper zurück in seine fünf wesentlichen Elemente, die Seele wird gereinigt und verlässt den Körper, um in den Himmel aufzusteigen und wiedergeboren zu werden. Neben historischen, interpretativen und politischen Sichtweisen auf die Verbrennungszeremonie ermöglicht der Film – durch die Perspektive eines trauernden Sohnes – einen einfühlsamen Blick auf die emotionale Kraft und das Gefühl, die dieser außerordentlichen Tradition zugrunde liegen. 

TAKSU – HERITAGE OF A BALINESE DANCER
Miho Nitta | Indonesien, Japan 2012 | 50 Min. | OmeU

„Heute geht es mir nicht gut, ich habe Kopfschmerzen. Wenn ich aber tanzen muss, wird der Schmerz verschwinden. Ich fühle mich immer besser, wenn es ans Tanzen geht.“ Im Jahr 2010 verstarb eine Meisterin des Balinesischen Tanzens. Ni Ketut Cenik wurde 86 Jahre alt – als Kind einer armen Familie geboren, machte sie schon als kleines Mädchen Bekanntschaft mit dem traditionellen Tanz auf Bali, dem sie in weiterer Folge ihr gesamtes Leben verschrieb. Eine große Leidenschaft, die sie sich bis zu ihrem letzten Atemzug bewahrte. Ni Ketuk Centik ist vor allem für den Tanz „Joged Pingitan“ bekannt: ein sakrales Tanzdrama, in dem alle Charaktere des Volksmärchens „Calonarang“ von einem einzigen Tänzer getanzt werden. Dieser Leidenschaft hat die große Künstlerin ihre letzten Kräfte gewidmet und alles dafür gegeben, ihr Wissen an die nächste Generation weiter zu geben. „TAKSU – Heritage of a Balinese Dancer“ zeigt diese beeindruckende Frau im letzten Stadium ihres Lebens, beleuchtet die Bedeutung von Erfolg im Tanz für verschiedene Generationen und offenbart die wahre Bedeutung von „TAKSU“. Rituelle Tanzszenen und Interviews mit ihrer Familie runden dieses einfühlsame Portrait ab. 


18.09.2014

SONGS FOR THE SPIRITS
Wang Qingren | China 2013 | 88 Min. | OmeU

Songs for the Spirits zeigt die Bemühungen von Lin Zhonghsu, Dorfvorsteher von Quijaying in der Hebei Provinz, China und Direktor der Qujiaying Music Association, die traditionelle Qujiaying Musik zu bewahren. 
Der 28. März 1986 stellt jenen Zeitpunkt dar, als Lin Zhongshu und anderen Dorfbewohnern klar wurde, dass die von Generation zu Generation weitergegebene Tradition dieser Musik als Schatz chinesischer kultureller Tradition anzusehen ist. Seither kämpft er für den Erhalt ebendieser Traditionen – zum Beispiel in Form des neuen jährlichen Festivals am 28. März zum „Day of Realization“ der Music Association. Zu diesem Anlass versuchen die Mitglieder der Vereinigung offizielle Vertreter, Experten und Reporter nach Quijaying einzuladen, um die Wichtigkeit ihrer Traditionen zu feiern und zu zeigen. Auch die Ausbildung der nächsten Generation wird vorangetrieben. Diese zieht aber aufgrund der besseren Arbeitssituation meist aus ihrer Heimat weg, wodurch erneut kein Nachwuchs tragende Rollen in der Vereinigung übernimmt. Der Film zeigt Lin Zhonshus unermüdlichen Kampf gegen die Windmühlen zum Erhalt dieser Musiktradition.

16.10.2014

PEOPLE OF A FEATHER
Joel Heath | Kanada 2011 | 90 Min. | OmeU 

Der Film zeigt die einzigartige kulturelle Beziehung zwischen den Inuit und den Eiderenten auf den Belchern Inseln in Hudson Bay. Die Federn der Ente gelten als die wärmsten der Welt und ermöglichen es den Enten, sowie den Inuit den arktischen Winter zu überleben. Das Leben in Sanikiluaq ist jedoch durch die modernen hydroelektrischen Staudämme gefährdet. Mit den Augen einer entfernten Subsistenzkultur werden wir herausgefordert, Energielösungen zu finden, die mit und nicht gegen die Jahreszeiten unseres Wasserkreislaufs arbeiten.