Rahmenprogramm 2016

RAHMENPROGRAMM 2016

KEYNOTE | Prof. Dr. Shalini Randeria | Sozialanthropologin | Institute for Human Sciences | Österreich

ANTHROPOLOGICAL KNOWLEDGE PRODUCTION AND ITS PUBLICS

Shalini Randeria, die derzeit neben ihrer Tätigkeit als Professorin für Ethnologie und Soziologie am Graduate Institute in Genf auch Rektorin des Instituts für die Wissenschaft vom Menschen (IWM) in Wien ist, stellt in ihrer Eröffnungsrede die ethnologische Wissensproduktion an sich ins Zentrum der Debatte: was zeichnet sie aus und wem dient sie? Randeria skizziert wichtige Veränderungen in der Praxis der Disziplin, sowohl im Hinblick auf die Objekte anthropologischer Studien, als auch auf die dazugehörigen Forschungsmethoden und das vielfältige Publikum, an das anthropologisches Wissen heute adressiert wird. Was ist die zeitgenössische Relevanz und kritische Funktion einer Wissenschaft wie der Anthropologie, in Zeiten, in denen sich Anthropologen um Positionen als Weltraumjournalisten und Aktivisten drängeln?


MASTERCLASS 1 | Jakob Brossmann | Filmemacher | Österreich

BEOBACHTEN UND BEGLEITEN

In der ersten Masterclass gibt Jakob Brossmann einen Überblick über seine bisherigen Arbeiten sowie Einblicke in grundlegende Themen und Fragestellungen des Dokumentarfilmschaffens. In der Einheit Beobachten und Begleiten spricht er über das beobachtende Kino, das von der Konzeption über den Dreh bis hin zum Schnitt eine besondere Kraft entfaltet, aber auch ungeahnte Gefahren mit sich bringt. Wie diese eigenen Gesetze funktionieren, hat er zuletzt im Rahmen des Drehs zu dem preisgekrönten Film Lampedusa im Winteram eigenen Leib erfahren. Im Dialog mit den TeilnehmerInnen werden Erfahrungen aus dem Prozess des Dokumentarfilmschaffens ausgetauscht und unterschiedliche Strategien beleuchtet.


MASTERCLASS 2 | Jacob Brossmann & Stefania Schenk | Filmemacher und Dolmetscherin/Übersetzerin | Österreich

UNTERTITEL

Stefania Schenk und Jakob Brossmann widmen sich in dieser Einheit den Herausforderungen der Untertitelung, die eine zentrale, leider aber oft unterschätzte Rolle im Dokumentarfilm spielen. Das Medium und der Inhalt stellen die Übersetzung oft vor schwierige Aufgaben, die nur bewältigt werden können, wenn sich translatorische und filmische Zugänge ergänzen. Eine Masterclass, die nicht nur für Filmschaffende interessant ist, sondern auch neugierigen Filmfans spannende Einblicke in ein Element erlaubt, das trotz seiner Allgegenwärtigkeit im Dokumentarfilm oftmals nur dann bewusst wahrgenommen wird, wenn es fehlerhaft, störend oder inkohärent wirkt.


PODIUMSDISKUSSION

DER ETHNOGRAPHISCHE FILM UND SEINE ÖFFENTLICHKEIT
Die Chancen und Hürden der Anthropologie als angewandte und öffentlichkeitswirksame Wissenschaft.

Wie leisten visuelle AnthropologInnen Beiträge zu aktuellen Fragen unserer Gesellschaft? Ist es überhaupt die Aufgabe von WissenschaftlerInnen, sich in öffentliche Debatten einzumischen oder sie gar zu kreieren, und wenn ja, ist Film ein geeignetes Medium, um wissenschaftliche Einsichten einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen? Woher stammt die Idee der Trennung von Wissenschaft und Kunst und wie sieht die gelebte Verbindung der beiden Bereiche heute aus – speziell im Hinblick auf den ethnographischen Film?

Diese und viele andere Fragen werden in der Podiumsdiskussion aufgegriffen, welche vertiefend an die Eröffnungsrede von Shalini Randeria zu anwendungsorientierter Kultur- und Sozialanthropologie anknüpft. Gemeinsam diskutieren wir die Rolle des Fachs und den Beitrag der Anthropologie zu zeitgenössischen Diskursen in der Öffentlichkeit. Der Fokus liegt hierbei auf visuellen Medien als anthropologische Ausdrucksform und Kommunikationsmittel mit einem, über akademische Sphären hinsausgehenden, Publikum.

TeilnehmerInnen:
Dr.inUlrike Davis-Sulikowski (Universität Wien)
Dr. Andrew Irving (University of Manchester)
Dr. Christopher Wright (Goldsmiths, University of London)


KURZFILM & POETRY

Film trifft Poetry – von vier Kurzdokumentarfilmen inspiriert, reflektieren professionelle Poetry SlammerInnen über die Themen und Inhalte des Gesehenen. Assoziativ entwickeln sie ihre literarischen Vorträge, die sich nicht als Filmkritik verstehen, sondern eine weitere Ebene an möglichen Betrachtungsweisen und Interpretationsmöglichkeiten für das Publikum hinzufügen. Der Abend versucht einen Brückenschlag vom bewegten Bild zu lyrischen Darbietungen, der spannende Anstöße zu neuen Denkrichtungen gibt. Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch mit den anwesenden FilmemacherInnen statt.

SlammerInnen: Avus Saliva (Hotel der Diktatoren), Alice Reichmann (EOHA), Christian „Schreibi“ Schreibmüller(Minor Border), Valentin Feichtenschlager (Transition Blu)

Moderation: Diana Köhle (Slam B & Tagebuch Slam)


INSTALLATION & VORTRAG | Prof. Dr. Andrew Irving | University of Manchester

Prof. Andrew Irving von der Universität Manchester (GB) sucht und findet Wege, um in kürzester Zeit in das Leben von „Fremden“ hinein zu schnuppern. In einer öffentlichen Performance sammelt er, gemeinsam mit seinem Team, Geschichten von Passanten und ermöglicht auf diese Art ungeahnte Einblicke in die Psyche des Menschen. Die Präsentation im Anschluss an die dreitägige Performance ist ein Feuerwerk an Kreativität und psychologischer Feinfühligkeit, in der er dem Publikum Ansätze der Anthropologie und Philosophie nahebringt. Ein neues und unterhaltsames Gesicht der angewandten Anthropologie!


DIE ETHNOGRAPHISCHE KOCHSHOW

EIN STREIFZUG DURCH DIE GESCHICHTE DES FILMS UND SEINER BEDEUTUNG IN DER WISSENSCHAFT

Essen verbindet und fasziniert – und war das nicht schon immer so? Nicht nur die komplexen und vielseitigen Kulturleistungen des Zubereitens beschäftigen WissenschaftlerInnen seit jeher, sondern auch die sozialen Komponenten der Nahrungsaufnahme und Verteilung. Wie sehr sich der Blick durch die Kamera auf die Forschungssubjekte verändert hat, verdeutlichen an diesem Abend einzigartige und zuweilen humorvolle Filmausschnitte, die bis 1905 zurück reichen. Ein Wagnis das sich lohnt!

In Kooperation mit der Österreichischen Mediathek und in Diskussion mit ExpertInnen der Filmwissenschaft und Anthropologie präsentieren wir ausgewählte Fundstücke aus der Sammlung des ehemaligen Österreichischen Bundesinstituts für den Wissenschaftlichen Film (ÖWF).

Filme:
Rudolf Pöch | Südafrika 1959 | 6 Min.
Buschmänner in der Kalahari (1907 – 1909) (1959, 6 Min.)
Rudolf Pöch | Neuguinea 1958 | 2 Min.
Neuguinea (1958, 2 Min.)
Walter Dostal | Kuwait 1956 | 6 Min. (Ausschnitt)
Die Beduinen in Arabien (1956, 6 Min.)
Elfriede Lies | Österreich 1968 | 8 Min.
Bäuerliche Speisenzubereitung – Kärntner Nudeln (1968, 8 Min.)
Elfriede Lies | Österreich 1968 | 11 Min.
Bäuerliches Abendessen (1968, 11 Min.)
Olaf Bockshorn und Lisa Nopp | Österreich 1990 | 6 Min. (Ausschnitt)
… und nåcha fång i ån mit da Årbeit (1990, 6 Min.)


FILMWORK SLAM

Die ProtagonistInnen falsch übersetzt, den Recordbutton nicht gedrückt, oder bei den Dreharbeiten von der Polizei aufgegriffen worden? Der Filmwork Slam bietet Platz für unterhaltsame Geschichten aus der Filmproduktion und verspricht einen kreativen Erfahrungsaustausch in entspannter und humorvoller Atmosphäre. Das Event ist ein Experiment der besonderen Art und versteht sich als Wettbewerb, in dem sich nationale und internationale Filmschaffende als sogenannte SlammerInnen probieren können: es gilt, das Publikum möglichst gekonnt mit Anekdoten aus dem eigenen Erfahrungsschatz zu überzeugen. Wer sich dabei an die eigenen Hopplas traut, gewinnt nicht nur Sympathiepunkte sondern kann sich auch des größten Applauses sicher sein, der im Endeffekt den/die GewinnerIn des Abends kürt. Eine Kombination, die es in dieser Form in Österreich noch nicht gegeben hat und eine erfrischende Art, Größen des Dokumentarfilmschaffens kennenzulernen.

TeilnehmerInnen: Anwesende FilmemacherInnen der Filme aus dem Programm der ethnocineca 2016

Moderation: Diana Köhle (Slam B & Tagebuch Slam)


AWARD CEREMONY

In feierlichem Rahmen werden die Preise für die Gewinnerfilme der fünf Wettbewerbskategorien IDA, EVA, ADA, ISA und ESSA.