GASTPROGRAMM VON KATARINA HEDRÉN
ENTANGLED REALITIES – FILMS IN CONVERSATION
19.05. | Votiv Kino, Gr. Saal
Curator’s Note
Ich freue mich, dass ich eingeladen wurde, drei Langfilme zu kuratieren, um diese mit drei Kurzfilmen aus dem Programm der ethnocineca 2022 in Dialog zu setzen. In diesen drei Kurzfilmen als Ausgangspunkt geht es um das zerrüttete Verhältnis zwischen Afrika und Europa, das von Rassismus und Ausbeutung geprägt ist, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.
Die stille Wut des hungerstreikenden Gerson Liebl, eines verlassenen Enkels eines deutschen Kolonialisten, in Fatherland lasse ich gegen die postkoloniale Existenzangst dreier junger Seelen in Windhoek, Namibia, in Perivi Katjavivis poetischer Kontemplation The Unseen anklingen.
Aimé Césairs Anklage gegen die europäischen Invasoren, die ihre gestohlenen Güter immer noch nicht restituiert haben (Under the white Mask), füge ich zusammen mit Mpumelelo Mcatas mutigem Spielfilmdebüt Black President, eine Erzählung über die Qualen junger, freiheitsliebender zeitgenössischer Künstler*innen, die sich mit dem Erbe und dem Trauma des Kolonialismus und den daraus entstandenen dysfunktionalen Herrschaftsstrukturen auseinandersetzen.
The Door of Return träumt von einer besseren Zukunft und verbindet die Wiedergeburt des schwarzen Bewusstseins in Deutschland mit aktuellen gesellschaftspolitischen Ereignissen und führt sie auf die stolze Tradition schwarzer Akademiker*innen, Aktivist*innen und Künstler*innen zurück. Audre Lorde – The Berlin Years 1984 to 1992 von Dagmar Schultz fungiert wie eine Vorgeschichte und porträtiert die erste Generation des afrodeutschen Aktivismus und die Rolle, welche die amerikanische Dichterin Lorde dabei spielte, diese Pionier*innen zusammenzubringen.
Katarina Hedrén
Katarina Hedrén ist eine in Äthiopien geborene, in Johannesburg lebende schwedische Filmkritikerin und Filmkuratorin. Sie ist Mitglied des Auswahlkomitees 2021 für das panafrikanische Filmfestival FESPACO und hat einen Beitrag zum Sammelband Gaze Regimes – Films and Feminisms in Africa (Mistry & Schuhmann, Wits University Press, 2015) geschrieben.